Um gleich mit diversen Miß- bzw. Unverständnissen aufzuräumen:
- Ja, das 24-Stunden-Rudern dauert tatsächlich 24-Stunden, zumindest liegt zwischen Start und letztmöglichem Zieleinlauf ein kompletter Tag. Allerdings wird man nach 115 Kilometern zu einer Pause von 30 Minuten gezwungen, die übrige Zeit aber darf man im Boot verbringen.
- Nein, das Ganze ist kein Staffelwettbewerb, sondern es verteilt sich die komplette dreiköpfige Mannschaft nach eigener Vorstellung im gesteuerten C-Zweier.
Die restlichen Regeln sind schnell erklärt. Wertungskriterium sind die auf vorgegebenen Rundkursen zurückgelegten Kilometer, wobei nur komplett absolvierte Runden zählen. Bei Streckengleichheit entscheidet die Ankunftszeit. Also ganz einfach, trotzdem ist insbesondere bei den Platzierungen im Mittelfeld Taktieren angesagt.
Und ob das nun ein Wettkampf eher für Renn- oder für Wanderruderer ist, ist schwer zu beantworten. Auf jeden Fall ist die Anhängerschar dieser weltweit angeblich einmaligen Regattaform äußerst übersichtlich.
Nach dem Man-kennt-seine-Pappenheimer-Prinzip waren wir als Favoriten ausgeguckt, vielleicht, weil Matthias und Wolfdietrich bereits als Rekordinhaber vergangener Tage geführt werden. Und wir wiederum hatten einigen Respekt vor der Mannschaft des Kölner CfW.
Als Mannschaft mit dem höchsten Durchschnittsalter machten wir vom Start (pünktlich um 6:00 Uhr in Spandau) weg ordentlich Tempo. Die erste Runde über Ketzin, Werder und Potsdam fuhren wir relativ einsam und konnten die 79km nach 6h57 abhaken. Auf den folgenden zwei 36km-Runden über Wann- und Griebnitzsee waren unsere Hauptgegner die zahlreichen MoBo-Heizer, die unsportlich, unverschämt, teilweise kriminell mit Seglern und Ruderern ihre „Spielchen“ trieben. Jeweils nach den Wenden und der zwischen diesen Runden einzuhaltenden Zwangspause konnten wir ein beruhigendes Anwachsen unseres Vorsprungs auf bis zu 40 Minuten feststellen. Den Kölnern allerdings folgte das Berliner Hevella-Boot in Sichtweite.
In dieser Reihung ging es mit der Dämmerung auf die Spree-Runden von jeweils 13km. Hier ist das Steuern auch bei Nacht kein Hexenwerk und man behält einen recht guten Überblick über die Rennsituation. So konnten wir auch live miterleben, wie im Kölner Boot bei Strecken-km 200 die Luft oder was auch immer raus war, die Hevella-Renngemeinschaft locker-flockig vorbeizog und sich dann noch daran versuchte, uns Druck zu machen. Schade – so ein sauberer Zwischenspurt nachts um 2:17 Uhr hätte durchaus Zuschauer verdient gehabt.
Wenn die Restzeit bis 6:00 nicht mehr für eine Runde auf der Spree ausreicht, darf man noch auf Ründchen von vier, zwei oder sogar einem Kilometer Strecke sammeln. So kamen wir noch auf 239, Berlin auf 232 und der KCfW auf 203 Kilometer.
Danach Duschen, das Frühstück mit integrierter Siegerehrung und dann endlich: schlafen!
Bild von R. Halupczok :
v.l.n.r.: Matthias Auer (Erster Steirischer RC Ausseerland), Wolfdietrich Jacobs (Karlsruher RK Alemannia), Pál Máthé (RC Rastatt) mit dem DRUM-Vorsitzenden Axel Loose und dem gewichtigen Wanderpreis |