Etwas ratlos steht Steffen Kuß am Ufer im Karlsruher Rheinhafen und blickt auf das glitzernde Wasser. „Ausgerechnet beim Höhepunkt der Saison hat es nicht so geklappt, wie wir uns das vorgestellt haben“, sagt der Junioren-Trainer des Karlsruher Rheinclubs Alemannia. Bei den baden-württembergischen Meisterschaften hätte sich der Nachwuchs des Vereins für höhere Aufgaben empfehlen können, aber das Quintett ruderte in Breisach an den Medaillenrängen vorbei. „Letztlich standen Mannschaften auf dem Siegertreppchen, die wir diese Saison schon geschlagen haben“, sagt Kuß und kann die Enttäuschung nicht ganz verbergen. Dabei war das Quintett aus dem Karlsruher Rheinhafen äußerst vielversprechend in die Saison gestartet. Vor allem Ann-Kathrin Mack zeigte sich nach dem langen Winter in Frühform. Beim Regatta-Auftakt in Offenbach standen die Junioren gleich fünfmal ganz oben auf dem Siegertreppchen: Lemmy Dekorsy bei den B-Junioren im Einer und mit Hannes Matt im Doppelzweier und Ann-Kathrin Mack bei den A-Juniorinnen im Einer. In Heidelberg setzte die 17-Jährige Mack auf dem Neckar ihre Siegesserie fort und bei der Sprint-Regatta in Ulm überzeugte schließlich die gesamte Mannschaft: Ann-Kathrin Mack, Karolina Farr, Lemmy Dekorsy und Philipp Laur gewannen jeweils ihre Läufe im Einer über 250 Meter und 500 Meter. In der Gesamtwertung verpassten die fünf Ruderer aus Karlsruhe nur knapp den ersten Preis für die beste Jugendmannschaft. Bei der zweiten Regatta in Offenbach feierten Philipp Laur und erneut Mack jeweils zwei Siege. Auch Hannes Matt zeigte mit einem ersten und einem zweiten Platz eine starke Leistung. Nach diesen Erfolgen war die Ernüchterung nach den baden-württembergischen Meisterschaften groß. „Natürlich war die Stimmung gedrückt. Aber wir haben uns zusammengesetzt und besprochen, dass wir nächstes Jahr wieder angreifen“, erklärt Kuß, zumal seine Truppe dieses Jahr in ihren Altersklassen duchweg zu den Jüngsten zählte. Nach den Schulferien wird Kuß mit seinen Schützlinge wieder intensiv ins Training einsteigt. Fünf bis sechs Einheiten pro Woche stehen dann auf dem Programm, was mitunter gar nicht leicht zu koordinieren ist. „Mit G8, dem achtjährigen Zug an Gymnasien, sind die Schüler zeitlich doch sehr eingespannt“, weiß Dirk Schwaderer, Sportvorsitzender beim Rheinclub. Und weil Rudern nun einmal eine recht hohe Trainingsintensität erfordere, müssen die fünf Gymnasiasten des Öfteren direkt von der Schulbank in die Boote. Vor allem Philipp Laur bekam das dieses Jahr zu spüren, gleich viermal in der Woche hetzte er vom Nachmittagsunterricht in den Rheinhafen. „Wenn man es im Rudern weit bringen will, muss man schon eine große Portion Ehrgeiz mitbringen“, weiß Kuß, der hofft, dass seine Trainingsgruppe noch lange beisammenbleibt. „Seinen Leistungshöhepunkt hat man mit Anfang bis Mitte Zwanzig. Bis die Technik richtig sitzt, muss man schon einige Rennkilometer absolvieren.“ Neben dem Training im Becken im Rheinhafen kommen noch Krafttraining und Übungen zur Koordination hinzu. „Alles in allem war es eine gute Saison für uns“, sagt Kuß. Auch von den baden-württembergischen Meisterschaften sei man schließlich nicht mit leeren Händen gekommen – auch wenn seine jungen Ruderer das nicht gleich eingesehen haben. „Wir haben Erfahrung gewonnen“, sagt Kuß und lächelt. Das werden die fünf nächstes Jahr in die Waagschale werfen. aus 'Der Sonntag'/Tobias Roth (siehe Originalartikel im Pressespiegel)
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Bilder von Dirk Schwaderer: