„Ruderer wurden in jeder Epoche der Weltgeschichte benötigt. Für seine Odyssee brauchte auch Odysseus erfahrene Ruderer. Ohne starke Ruderer hätten die Wikinger nicht ihre Raubzüge und Entdeckungen durchführen können. Die alten Griechen ruderten zu verschiedensten Zwecken zur Seeräuberei, zur Kriegsführung, veranstalteten Ruderrennen bei Totenfeiern und zum Transport von Gütern aller Art.“ So beginnt Hermann Höck seinen Vorher-Bericht „Die Helden rudern wieder…“ auf der homepage der Düsseldorfer Germania.
Und weiter: „Marathonruderer sind die modernen Helden. Sie brauchen keine schönen Frauen vor Ungeheuern retten. Die Helden von heute kämpfen auf einer Distanz von 43 Kilometer gegen Nässe, gegen hereinbrechende Wellen, gegen Kälte, gegen Blasen und vielleicht auch Rückenschmerzen auf Europas meistbefahrener Wasserstraße dem Rhein.“
Germania-Pressefrau Maren Derlien strickt nun in ihrem Nachher-Bericht „Düsseldorfer Marathonrudern: Helden gefunden“ das Helden-Epos weiter, und wir freuen uns, darin gleich mehr als einmal genannt zu werden. Immerhin zweimal ganz oben auf dem Treppchen, einmal auf der rechten Stufe und einmal nur acht Sekunden davon entfernt, lautet die Bilanz bei Start in fünf Booten.
Gleich mit Startnummer „1“ ging Sebastian Frohn in Renngemeinschaft mit Stuttgart-Cannstatt ins Rennen. Seit Jahren versucht der Veranstalter den mehr als 30 Jahre alten Streckenrekord ins Wanken zu bringen. Die dafür aussichtsreichere Bootsklasse der Fünfer wurde ins Programm genommen, Olympiasieger wurden verpflichtet, die Fünfer wurden an den Beginn der Veranstaltung gelegt, weil dann -so ein nicht ausrottbarer Aberglaube- die äußeren Bedingungen besser seien: alles vergeblich. Zwar finden sich die meisten Fünfer am Beginn der Gesamt-Ergebnisliste, aber doch deutlich entfernt von der alten Rekordmarke. Für Seb und seine Crew gab es Bronze in der Klassenwertung.
Wenig später durften die alten Männer auf die Strecke. Angesichts der Tatsache, dass selbst die Altersklasse MDA70 noch mit fünf Mannschaften vertreten war, bildete unser Masters-D-Doppelvierer eher das Mittelfeld – zumindest altersmäßig. Vom Ergebnis her fanden sich Jürgen Faust, Wolfdietrich Jacobs, Matthias Auer, Gerhard Hoffmann mit Steuermann Jochen Trüb ganz vorn: Klassensieg, schnellste Masters-Mannschaft und hinter vier Fünfern und zwei hochkarätig besetzten Riemenvierern schnellster von 118 Doppelvierern der ganzen Veranstaltung.
Seit drei Jahren wird der Anfänger-Vierer ausgeschrieben und seit drei Jahren stehen AlemannInnen auf dem Treppchen. Gold gab es diesmal für Gudrun Klein, Eva Schmidt, Dennis Ritter, Thilo Kattinger und Steuermann Andreas Roth. Eine erfolgreiche Anfänger-Ausbildung wird, wie wir wissen, in der Öffentlichkeit deutlich wahrgenommen. Der Jahrgang 13/14 hat seinen Teil gewiss dazu beigetragen.
Am fleißigsten trainiert und am zielstrebigsten vorbereitet hatten sich Benedikt Fuß, Melanie Götz und Helge Backhaus für ihr Rennen im offenen Dreier. Der Blick auf die Bronzemedaille war keinesfalls unrealistisch in dieser Spezialisten-Bootsklasse. Gerade bei den fußgesteuerten Booten ist die genaue Ortskenntnis bei unterschiedlichen Wasserständen wichtig, der Heimvorteil nur schwer auszugleichen. Lächerliche acht Sekunden fehlten letztlich zur Medaille!
Nicht überraschend, dass der offene Doppelvierer das größte Meldefeld aufwies. Gloria Roller, Sebastian Löb, Timo Belz und Rainer Schätzle mit Henning Möller an der Steuerleine vertraten hier die Farben des Rheinklubs. Je nachdem, mit wem man sprach, war es ein zufriedenstellendes Rennen – oder eben überhaupt nicht. Der neunte Platz in einer Konkurrenz von zwölf Booten gibt nur unvollkommen Auskunft.
Vom Wetter wurden wir, verglichen mit früheren Jahren, geradezu verwöhnt: Sonnenschein, leichter Schiebewind und dazu relativ harmloser Schiffsverkehr. Am 3.10.2015 werden wieder Helden gesucht. Was beim Elfsteden-Marathon ebenso seit Jahren selbstverständlich ist wie beim Marathon Budapest-Baja, scheint sich als Trend abzuzeichnen: startete kürzlich Olympiasieger Tim Grohmann in Genf bei der Tour de Lac, so schickte auch mancher Trainer seine Normalstrecken-Helden rheinabwärts. Schaumermal….
Wolfdietrich Jacobs
Das komplette Ergebnis auf der website des RCGD
Bilder von Detlev Seyb, RCGD
Bilder von Sebastian Frohn
Bilder von Gudrun Klein, Andreas Roth, Wolfdietrich Jacobs