Wanderfahrt Main, 7. – 10. August 2014


14. August 2014 / Josef

Nachdem sich die Anmeldungen zur Fahrt auf dem Doodle zunächst sehr zögerlich entwickelten, fanden sich am Donnerstag um 8:00 Uhr doch zwölf Mitfahrer/innen am Bootshaus ein. Acht konnten mit dem Bus mitfahren und Michael, der bereit war, mit dem Auto zu fahren, nahm Henning, Markus und Alex mit. Nix Aufregendes passierte auf der Fahrt. Stefan und Sarah hatten am Wochenende vorher alle Wege erkundet, wir erreichten deshalb ohne Probleme das Wehr Astheim bei Volkach.
Diese erste von vielen Schleusen, die wir in den nächsten Tagen passieren würden, sahen wir nur vom Unterwasser aus. Während wir auf Stefan und Michael warteten, die die Autos umsetzten, konnten wir aber etlichen Kanufahrern beim Passieren der Bootsschleuse zuschauen.
Am Wehr Astheim zweigt der Altmain vom Mainkanal ab. Wir setzten die Boote im Unterwasser des Wehres ein und folgten dann dem Altmain. Er fließt hier durch das NSG Volkacher Mainschleife. Der relativ flache, frei fließende Fluss mit einigen kleinen Stromschnellen und den großen Weiden am Ufer war sehr reizvoll.
Durch die Fahrt auf dem Altmain hatten wir das Wehr Gerlachshausen umgangen. Bei der Wiedervereinigung mit dem Mainkanal hatten wir also schon zwei Wehre hinter uns. Das war aber nur der Anfang. Später lernten wir noch viele Schleusenkammern kennen. Glücklicherweise scheinen die fränkischen Schleusenwärter sehr freundlich zu sein. Vielleicht macht das der gute fränkische Wein. Bis zum Ende unserer Fahrt hatten nämlich alle Wärter ein Erbarmen mit den badischen Ruderern und ließen uns mit den Frachtschiffen mitschleusen.
Etwa zwei Kilometer nach der Wiedervereinigung mit dem Mainkanal erreichten wir das Stauwehr Dettelbach mit der ersten zu bezwingenden Schleuse. Mit 5,5 m Fallhöhe hat sie den höchsten Hub von allen zehn Schleusen, die wir auf der Fahrt passieren sollten. Ziel der ersten Etappe nach 20 km war Kitzingen. Beim „Ruderverein Kitzingen von 1897“ wurden wir von Gerhard und seinem Hund freundlich begrüßt.
Nachdem alle Boote versorgt, die nötigsten Bedürfnisse gestillt und die Autos wieder herbeigeschafft waren, fuhren wir nach Würzburg – die besondere Würze dieser Fahrt war nämlich, dass nicht umgezogen werden musste, sondern alle Etappen vom festen Standquartier in Würzburg aus angefahren wurden. Weil es keinen Platz im dortigen Bootshaus gegeben hatte, musste gezeltet werden. Das war zwar für einige Teilnehmer ein kleines Problem, weil nicht alle ein Zelt besaßen, letzten Endes fand sich aber für jeden ein Plätzchen. Besonders spartanisch sah Hennings – sicherlich mindestens himalaja-taugliches – Minizelt aus.
Nur zwei Ruderer, mit angegrauten Haaren, aber grün an Ruderjahren, wählten die bequeme Art der Übernachtung: Sie schliefen in der Stadt. Das veranlasste Manfred an jedem Morgen, sich zur Begrüßung besonders fröhlich nach dem guten Schlaf der Zelter zu erkundigen. Am Abend trafen sich die Zeltmannschaft und die beiden Komfort-Schläfer in der Stadt auf dem Marienplatz zum Abendessen, unter großen Laubbäumen, im Hintergrund die schöne, spätgotische Marienkapelle (mit Plastiken von Tilman Riemenschneider).

Am Freitag ging es mit dem Zug um 9:42 Uhr von Würzburg nach Kitzingen. Von dort aus, wieder freundlich verabschiedet von Gerhard und seinem Hund, waren wir nach etwa 3 km an der nächsten Staustufe, abermals großmütig durch die Schifffahrtsschleuse durchgelassen. Auf dem weiteren Weg bis Würzburg kamen wir an vielen Weinbergen und etlichen dieser reizvollen Orte mit runden Türmen, Ringmauern, stolzen Fachwerkbauten und vermutlich gemütlichen Wirtshäusern mit fränkischem Wein vorbei. Nur „vorbei“ – aber vielleicht wäre es auch ‚mal ein lohnendes Wanderziel!
Nach einer kurzen Mittagsrast erreichten wir gegen drei Uhr die Staustufe Großmannsdorf. Auch dieser Schleusenwärter war bereit, uns mit dem nächsten Frachter, der in 35 Minuten ankommen sollte, durch zu lassen. Also suchte sich jede Mannschaft einen Baum in Ufernähe, um in seinem Schatten warten zu können. Aus welchem Grund auch immer: Es dauerte ewig, bis das Schiff schließlich ankam und noch länger, bis „ELJA-V“ es schaffte, endlich die Schleuse zu verlassen. Erst nach anderthalb Stunden hatten wir diese Schleuse hinter uns. Dann fuhr „ELJA-V“ aber so langsam weiter, dass wir direkt folgen konnten (auch wenn etwas Abstand zweckmäßig war, um nicht in den Abgasen zu ersticken) und in Randersacker gleich mitgeschleust wurden.
Schon bald nach der Staustufe kam die Festung Marienberg in Sicht, nicht mehr lange danach auch der Zeltplatz. Gleich nach dem Anlegen sprintete Eva zum Zug. Sie hatte sich nämlich mit Jutta die Fahrt geteilt. Ab Freitagabend war also Jutta dabei.
Würzburg zeigte sich am Abend ebenfalls als sehr attraktiv. Das Ufer mit den Gaststätten am alten Kranen, die Alte Mainbrücke (auch „Säuferbrücke“ genannt) und die Altstadt waren voller Leben, der Blick über den Main auf die Festung und die Hochzeitskirche Käppele (erbaut von Balthasar Neumann) vor dem Abendhimmel sehr reizvoll. Natürlich hätten auch der Dom, Marktplatz, Marienkapelle usw. einen Rundgang mit dem Nachtwächter gelohnt.

Als Kontrastprogramm verließen wir Würzburg am folgenden Samstag vor der nüchternen Kulisse des Heizkraftwerks. Dieser Tag war mit 30°C der wärmste. Eine Kopfbedeckung und mindestens eine große Wasserflasche gehörten zu den wichtigsten Ausrüstungsgegenständen. Laut Etikett war das Mineralwasser sogar „lactosefrei“!???
Das Tal ist hier geprägt durch die Muschelkalkklippen, die durch die Auswaschung völlig regelmäßig gerundet sind. Relativ früh erreichten wir das Etappenziel in Karlstadt und kurz nach vier Uhr brachte uns der Zug zurück nach Würzburg.

Am Sonntagmorgen musste gepackt werden. Zelte und alles weitere Gepäck wurde im Bus und Auto verstaut, dann ging es wieder nach Karlstadt. Während Stefan und Michael schon den Hänger in Lohr deponierten, wartete der Rest der Mannschaft am Mainufer neben dem Schwimmbad, was Henning so motivierte, dass er in den Fluss sprang und die Abkühlung genoss.
Nachdem Stefan und Michael zurückgekehrt waren, starteten wir zum letzten Abschnitt. Unser drittes Boot wurde allerdings durch fünf völlig einheitlich weiß gekleidete ältere Herren, die vielleicht nicht mehr so viel sehen und hören konnten, etwas ausgebremst. Obwohl die 1901 schon im Wasser lag, legten sie ihr Boot so an, dass 1901 erst starten konnte, nachdem das andere Boot versorgt war.
Die Hitze wurde durch den kräftigen Wind erträglicher. Wenn man aber zu hoch hinausragt, bläst der einem, bzw. einer schon mal den Hut vom Kopf. Da wäre ein „Mann über Bord“-Manöver fällig geworden, wenn nicht das Folgeboot das Unglück bemerkt hätte.
Lohr erreichten wir um halb sechs. Mit den damit zurückgelegten 111 km hat der „Jungruderer“ Manfred sogar das Fahrtenabzeichen errungen.
Vor dem Bootshaus des Kanuclubs gab es das obligatorische Abschiedsfoto, dann ging es auf die Rückfahrt. Michael entschied sich für die 9 km kürzere Tour über Frankfurt, Stefan für die Strecke über Heilbronn. Kürzer heißt aber nicht unbedingt schneller! Michael wurde durch bäumeentwurzelnde Gewitter zwischen Frankfurt und Mannheim zu einem Umweg über Worms gezwungen und kam, statt den Rest der Mannschaft am Bootshaus mit einer Pizza zu empfangen, erst an, als die Boote schon halbwegs abgeriggert waren.

Eine Fahrt durch eine schöne Landschaft, bestens organisiert von Stefan und Sarah, mit einer guten Stimmung in der Gruppe. Alles hat gepasst. Nochmals ‚Danke‘ an den Organisator!

Jost Grimm-Strele

Bilder: Manfred Rosenberg

Bilder: Conny Immesberger