Als sich am 19.10.2018 die Sonne auf den Mittag hin schob, versammelten sich acht
Ruderer am Bootshaus, um sich am Samstag beim Marathon in Lüttich zu messen: Rita,
Sandra, Silvia, Viola, Andreas, Johannes, Korbinian und Michael traten an, um in 1901
und im Flying Dutchman fünf mal die Altstadtinsel zu umrunden. Hans-Martin stieß aus
Braunschweig zur Verstärkung noch hinzu.
Abends in Lüttich eingetroffen, wurde der Bootshänger am Start platziert und der Fluss in
Augenschein genommen. Immerhin wussten vier der Angereisten nicht, was da am
nächsten Tag für ein Wässerchen warten würde. Manche machten sich von der
Jugendherberge auf, um mit alten Bekannten in der nahe gelegenen Pizzeria zu speisen.
Die Nachzügler entschieden, den Abend belgisch zu begehen: Mit Jupiler aus der Dose
den noch lauen Abend auf Parkbank zu genießen und die Unterschiede von Sauce
Americaine und Sauce Andalouse an echt belgischen Buden-Pommes zu erschmecken.
Auf dem Rückweg zur Jugendherberge doch noch Pizza eingeholt, saß man dann in
gemütlicher Runde beisammen um weitere Bierspezialitäten zu testen und in der Planung
einer gewissen Tour in Friesland zu schwelgen.
Um auch zu Hause von der Ausfahrt ins heitere Belgien zu profitieren, wurde am Morgen
nach einem üppigen Frühstück auch üppig eingekauft: Gibt es auch andere Dinge als
Schokolade und Bier im Supermarkt? Es fanden sich auch Wasser, Bananen und der ein
oder andere Energiedrink zur Unterstützung der Vorfreude.
Als sich zum Aufriggern der Boote im klammen Frühnebel die Hängerplane lichtete, wurde
den fliegenden Holländern bewusst, was niemand eingepackt hatte. Ein Alternativsitz fand
sich aber zum Glück auch in Liège, der dann gut gepolstert verbaut wurde. Inzwischen war
auch Hans-Martin eingetroffen, um die Mannschaft zu komplettieren. Das Wiegen von
1901 brachte ein paar Minuten mehr Handicap, das Wiegen von Steuerfrau Silvia ein
Extra ins Boot: Um drei Kilo zu leicht war das Ergebnis! Die Sache ließ sich aber dank des
Einkaufs vergnüglich regeln – mit einem Sixpack Bier als Zusatzgewicht. So machten auch
sechs Barbaren die fünf Runden mit.
Mittlerweile war das Rennen schon in Gange. Jeder Mannschaft wird in Liège je nach
Boot, Alter und Geschlecht ein Handicap zugerechnet, das in eine Startzeit umgesetzt
wird. Hielten sich alle daran, kämen alle gleichzeitig um 16:00 Uhr über die Ziellinie. Und
es fährt so jeder gegen jeden. Mit Viola, Michael, Hans-Martin, Rita am Schlag und Sandra
am Steuer von Flying Dutchman und mit Andreas, Korbinian, Johannes am Schlag und
Silvia am Steuer von 1901 ergab es sich, dass beide Mannschaften die selbe Startzeit
zuerkannt bekamen. Die Sonne hatte inzwischen den Nebel vertrieben, ohne viel Wind
und Schifffahrt konnte es losgehen: 12:26 Uhr war es so weit.
Die ersten Meter noch gleich auf, wollte 1901 den zehn Dicken des Flying Dutchmans
nichts entgegen setzen und ließ ihn ziehen. Die erste Runde war noch locker und wurde
voll Neugierde absolviert: Unter Brücken durch, an Hausbooten vorbei war die erste Kehre
erreicht. Im Nebenarm zurück, zunächst zwischen den aufgebockten Straßen hin und her,
mit Schildern und dem amöbenhaften Einkaufszentrum zu Orientierung, dann hin zum
Park und der Spundwand, die das andere Ende der Insel markiert. Zweite Kehre und ein
paar Meter weiter: die erste Runde schon vorbei!
Vier weitere sollten da noch folgen? Geübt hatte man die Schlagmann-Hilft-Beim-Steuern-
Wende. Für FlyD gut geeignet, reichen zwei Ruderer in 1901 doch nicht aus, um den
nötigen Vortrieb zu erzeugen. Dafür flog der Holländer so gut um die Ecke, dass sich
Hans-Martin den Held des Tages verdienen konnte indem er die Steine wieder von dem
Boot befreite. Es ging weiter unter Brücken durch, an Hausbooten vorbei, um die Ecke,
bis zum Park und um die Nase, nächste Runde! Und immer wieder überholt: vor allem die
Fünfer flogen nur so vorbei, ein Achter wurde dafür nicht gesichtet. Bekam 1901 am Ende
der ersten Runde Flying Dutchman noch zu Gesicht, entfernte der Holländer sich
zunehmend. Beide Boote entschieden sich zu Trinkpausen vor und nach Runde vier –
einhellig die schwerste. Dafür lief es wieder rund in Runde fünf und auch die letzte der
zehn Kehren wurde genommen.
Mit letzten Kräften den Schlussspurt gemeistert, erreichten beide Boote das Ziel: Flying
Dutchman in 3:36:18, 1901 in 3:46:50, Platz 36 und 43 von 55 angetretenen Booten!
Abends dann drängten sich alle Teilnehmer im ersten Stock um die Sieger zu ehren: Die
Mannschaften einzeln aufgerufen bekam jeder sein Andenken. Schwer zu toppen: Der
Ehrenpreis für WD (angetreten für Bückeburg) – zur 40. Teilnahme!
Das ein oder andere Würstchen später machte sich die Truppe auf den Heimweg. Hans-
Martin ließ man nach gebührendem Abschied als Held des Tages zurück. Nach einer
kurzen Verhandlung gelang die Ausfahrt vom Gelände trotz der Poller auch beim Museum,
die letzte Hürde auf dem Heimweg. Müde und zufrieden erreichten die acht Ruderer
nachts das Bootshaus, das Aufriggern hatte da Zeit bis Montag. Es war eine harte Zeit, die
wir uns da bereitet haben – schön war‘s! Vielen Dank fürs Organisieren – wir kommen
sicher wieder nach Liège!
Johannes Eckstein
Wolfdietrich Jacobs hat beim 61. Marathon International a l’Aviron gemeinsam mit Andreas Bültmann, Antje Brückner, Manuela Reichardt und dem Steuermann Leon Leibig die 5 Runden auf der Meuse (Maas) und seiner Dérivation (Umleitung) über die Distanz von 40 Kilometern in 3:17:01 Stunden durchpflügt. Damit hat er mit seiner Mannschaft den 4. Platz im Gesamtklassement erreicht. Für die C4x+ Kategorie bedeutet es gar den ersten Platz, der mit einem Pokal geehrt wurde!
Wolfdietrich war zum 40. Mal dabei. Die langjährige Treue zu dieser Veranstaltung wird vom ausrichtenden und ältesten Ruderverein Belgiens, dem Royal Sport Nautique de la Meuse „RSNM“ – Le plus ancien club d’aviron de Belgique, besonders gewürdigt. Wolfdietrich wurde eine Urkunde und eine hochwertige Armbanduhr überreicht. Auch der Vorstand gratuliert aufs Herzlichste!
Michael Hagelstein
Fotos von Michael Hagelstein und Andreas Roth:
Fotos von Hannah Pelzing: