Am sonnigen Morgen des 23. September 2023 versammelte sich der Ruderverein Karlsruher Rheinklub Alemannia e.V. am Rheinhafen Karlsruhe, bereit für eine aufregende Ausfahrt, die nicht nur den blauen Himmel und das glitzernde Wasser versprach, sondern auch eine ordentliche Portion Herausforderungen.
Mit sechs stattlichen Gig-Booten, bereit, die mächtigen Wellen des Rheins zu erobern, stachen wir gegen 10 Uhr in See. Mit dabei die Fritz Hüblein, mit den vier unerschrockenen Anfängern. Ich selbst, auch ein Ruderanfänger, war zugegebenermaßen ziemlich aufgeregt. Es war erst das zweite Mal, dass ich mich auf dem majestätischen Rhein befand, und die bevorstehende 67 km lange Strecke nach Mannheim schien eine schier unüberwindbare Aufgabe zu sein.
Unsere Reise begann harmonisch und in Formation. Die Fritz Hüblein war hochmotiviert, und die Vorfreude auf die geplante Stärkung in der Pizzeria am Ruderclub Speyer trieb uns voran. Doch bald sollten wir die unbarmherzige Kraft des Rheins kennenlernen. Die Strömung packte unser
Anfängervierer gnadenlos und trug uns rasant flussabwärts.
Entgegenkommende Frachtschiffe und überholende Sportboote schlugen Wellen, Kreuzseen brachen über dem Schiff, schon nahmen wir Wasser. Unsere Lenzklappe, ein Meßbecher, schwappte rhythmisch zum Schlagen unserer Skulls. Unsere anfängliche Ordnung war dahin, und wir hatten alle Hände voll damit zu tun, unser Boot zu stabilisieren und wieder in einen gleichmäßigen Rhythmus zu finden. Unbeirrt von den Monologen unseres Steuermannes, stach unsere Schlagfrau Kathrin tapfer in See, als gelte es in Seenot geratene Matrosen von einem Leck geschlagenen Seelenverkäufer zu retten. Blasen-Jan jonglierte mit seinen beiden Skulls, manchmal auch mit dreien auf einmal. Dietmar und Verena keuchten im Maschinenraum, dass vor uns liegende Gig-Boot verschwindet dennoch im Dunst.
Vorbei an verwunschenen Rheinauen, Spundwänden und Industrieanlagen gelingt es uns, unser Verfolgerboot abzuschütteln. Pinkelpause des Frauenfünfers, wie wir später erfahren. Verloren wird in der Pause, höre ich unseren Steuermann sagen. Ja, unser Steuermann: Vom Wind gegerbte Gesichtszüge, Ölzeug vor Wellenbrechern, Rüm hart-Klaar kimming, Pfeife fehlt. Das Boot hängt auf Steuerbord und meine Pobacke auf Backbord. Wann hat das endlich ein Ende? Der Dom von Speyer in Sicht, nach 42 km erstmals eine Trinkpause und die lang ersehnte Stärkung.
Gemütlich lenke ich anschließend das Boot vom Steuersitz aus nach Mannheim, lausche der Nachtigall in den Auenwäldern, rieche die Ankunft in Ludwigshafen, während an meiner statt sich der Steuermann plagt. Genugtuung überkommt mich beim Anblick meiner kämpfenden Ruderkameraden, wie sie zu tief eintauchen, zu schnell rollen, zu kurz schlagen. Warum hängt das Boot eigentlich nicht mehr nach Steuerbord?
Bericht: Jan Löning
Bilder: Johannes Eckstein