Die Studenten-Europameisterschaft in Polen, Poznan ist das derzeit größte studentische Ruder-Sportereignis, das auf europäischer Ebene ausgetragen wird. Es findet alle zwei Jahre statt. Dieses Jahr traten über 480 Athleten aus 14 Nationen auf der Regattastrecke „Malta“ zum Wettkampf um die Medaillen an. Die Ruderelite von den 61 teilnehmenden Universitäten trug in 19 Kategorien die Wettkämpfe über die olympische 2000m-Distanz aus. Vom Karlsruher Rheinklub Alemannia war Franz Gravenhorst am Start. Da er momentan im Ausland für seine Doktorarbeit forscht, ging der 27-jährige Elektroingenieur im Team der ETH Zürich (Schweiz) an den Start. Zusammen mit seinen Schweizer Kollegen qualifizierte er sich gleich in zwei Bootsklassen für eine Teilnahme auf Europäischer Ebene – im Leichtgewichts-Doppelzweier und im Leichtgewichts-Doppelvierer.
Im ersten Testrennen am Samstag konnte er mit seinem Ruderpartner Clemens Bürli im Leichtgewichts-Doppelzweier das Feld anführen. Im Leichtgewichts-Doppelvierer reichte es im Testrennen für einen vierten Platz. „Für den Doppelzweier sind wir nun in der Favoritenrolle, im Doppelvierer hoffe ich, dass wir noch nicht das volle Potential unserer Mannschaft ausgeschöpft haben“, resümiert Gravenhorst nach den ersten Rennen und fügt hinzu: „Aber die Konkurrenz hat vermutlich auch noch nicht alles gezeigt, was sie kann.“
Am Finaltag sollte sich dann zeigen, wie das Team mit immer stärker werdendem Gegenwind und dem Doppelstart zurechtkommt. „Unsere beiden Starts liegen nur vier Stunden auseinander, für Leichtgewichtsruderer ist das schon ambitioniert, wir müssen unser Gewicht somit auch zwischen den Rennen unten halten. Die Konkurrenz konzentriert sich in der Regel auf einen Start pro Tag“, erläutert Teamkollege Clemens Bürli.
Das Startsignal für das Finale im Leichtgewichts-Doppelzweier ertönte, die Ampel sprang auf grün. Das Boot mit Bürli/Gravenhorst konnte sich nach 500m einen kleinen Vorteil erarbeiten. Die weiteren Boote aus Norwegen, Polen, Großbritannien, Deutschland und Portugal waren ihnen dicht auf den Fersen. „Wir wussten, dass die erste Streckenhälfte nicht unsere Stärke ist. Psychologisch ist es aber von Vorteil, wenn man schon hier gut dabei ist.“, beschrieb Schlagmann Gravenhorst vor dem Start die Rennstrategie.
Auf den zweiten und dritten 500m konnte sich das Boot mit Bürli/Gravenhorst dann immer deutlicher vom Feld absetzen, den beachtlichen Vorsprung von inzwischen 15 Sekunden konnten sie auf den letzten 500m sogar noch leicht ausbauen und konnten das Rennen schließlich souverän gewinnen. Silber ging an das Boot aus Hannover und Bronze an das Team aus Norwegen.
Direkt nach dem Rennen begann die Vorbereitung für den zweiten Start, das Rennen im Leichtgewichts-Doppelvierer, in dem Bürli/Gravenhorst noch mit Jonathan Perraudin und Pascal Zibung unterstützt wurden. Auch in diesem Rennen beträgt das maximale Durchschnittsgewicht der Ruderer 70kg. Das Gewichtslimit ist sicher ein Grund, weshalb Leichtgewichtsrennen oftmals mit sehr engen Zieleinläufen enden – so auch hier: Nach den ersten 500m wurde das Boot aus Hamburg seiner Favoritenrolle gerecht und führte mit einer Bootslänge. Die Kombination um Schlagmann Gravenhorst befand sich gleichauf mit den Booten aus Großbritannien und Österreich. Auch bei 1000m befanden sich diese drei Boote noch innerhalb von einer halben Sekunde. Der Kampf um die Silber- und Bronzemedaille wurde tatsächlich erst auf den letzten Metern entschieden. Großbritannien freute sich schließlich über die Silbermedaille, die Crew um Gravenhorst holte Bronze.
Für den Karlsruher Franz Gravenhorst war es bereits die fünfte Teilnahme an einer Studenten-Europameisterschaft – und gleichzeitig die bislang erfolgreichste. Für ihn war der Wettkampf ein Höhepunkt einer dieses Jahr ungewohnt langen Saison. Bereits Anfang des Jahres, während seinem Forschungsaufenthalt an der University of Sydney (Australien) konnte er im Ausland überzeugen. Er gewann jeweils Medaillen bei den Australischen und bei den Neuseeländischen Meisterschaften. Der nächste größere Wettkampf steht nun Ende September in Welland (Kanada) an. Dort sitzt er zusammen mit seinem Bruder Josef Gravenhorst, ebenfalls Karlsruher Rheinklub Alemannia im Boot. Alle Resultate: http://rowing2013.eusa.eu/
Josef Grafenhorst