Meine erste Wanderfahrt


26. Juli 2022 / Dietmar

Mit viel Vorfreude, auf eine Ruderfahrt in einer friedvollen Umgebung sowie Neugierde, wie sich wohl ein Urlaub mit teilweise völlig unbekannten Personen gestalten wird, fahren wir Samstag früh los. Ziel: Roßleben an der Unstrut.

Mit im Bus: Johannes E., unser Fahrtenleiter, Silvia, Alexandra, Johannes B. und Wolfgang. Eine weitere Person konnte aufgrund von Corona leider nicht mitkommen. Hinter dem Bus: Nancy und 1901.

In Roßleben werden wir von Hanno des Ruderclubs Roßleben e.V. freundlich  begrüßt. Er zeigt uns die Räumlichkeiten und schürt den Ofen, für eine warme Dusche, an. Hier sehe ich zum ersten Mal ein Ruderbecken und bin begeistert. Interessant ist seine Erklärung über zwei unbenutzte, nagelneue Einer, die seit mehr als dreißig Jahren im Bootshaus an der Decke hängen: Zur Zeit der Deutschen Demokratischen Republik wurden die Boote den Vereinen zugewiesen. Da unklar war, wann man wieder mit Booten rechnen konnte, wurden die Boote selbstverständlich angenommen (auch wenn kein aktueller Bedarf vorhanden war). Hier lernen wir auch, dass Johannes unser VL ist. Fahrtenleiter mit Schreibfehler? Nein: Verantwortlicher Leiter. Zukünftig hört er nur noch auf VL. Auf der Suche nach Kaffee und Kuchen im Ort bekommen wir noch ein Angebot, einem Konzert zu lauschen. Mangels passender Garderobe müssen wir leider ablehnen. Kaffee und Kuchen munden uns sehr.

Sonntag: Heute geht es los. Ziel ist der Wechsel auf die Saale in der Nähe von Naumburg a d. Saale. Die Landschaft und der Flusslauf der Unstrut ist phänomenal, wir umrudern geschickt das „Gemüse“ und die Stimmung ist grandios. Wir haben fünf Schleusengänge und rudern ca. 49 km.

Abends werden die Zelte aufgebaut, in der Saale geplanscht und eine mäßig geschmackvolle Pizza mit ungewöhnlichem Belag bestellt.

Montag: Ziel Bad Dürrenberg an der Saale, vier Schleusen, 35 km.
Auch heute genießen wir bombiges Wetter.  Genussvolles Rudern, im Hintergrund passieren wir Schönburg und kommen an der Schleuse in Oeblitz an. Wir wissen die Schleuse ist außer Betrieb und setzen daher die Boote um. Trotz Hitze und Schlepperei ist unsere Stimmung bestens.  Nach dem Einsetzen werden noch die Reste der gestrigen Pizza verspeist und weiter geht es nach Weißenfels. Hier legen wir an, der Kaffeedurst und Kuchenhunger manch Mit-Ruderin bzw. Mit-Ruderer treibt uns auf den Marktplatz und bringt uns in den Genuss leckerer Stärkung. Nach kurzem Einkauf diverser Lebensmittel gleiten wir weiter nach Bad Dürrenberg. Hier empfängt uns der nette Hauswart des Kanu Club Bad Dürrenberg e.V. Die Warmwasserversorgung wird durch sein Anschüren der Holzheizung garantiert. In einer Garage des Bootshaus befindet sich eine Gästeküche und wir bereiten uns gemeinsam ein leckeres Abendessen vor. Ein kühles Radler mundet uns allen und gegenüber können wir in der Abendsonne das Gradierwerk bewundern.

Dienstag: Nach 31 km und drei Schleusengängen werden wir heute Halle ansteuern.
Kaum ist das Frühstück eingenommen, kommt der kleine Hunger. Dumm ist das nur, wenn sich der Reiseproviant im anderen Boot befindet.  Für uns jedoch kein Problem, die gekochten Eier werden einfach rübergeworfen. Ein kurzer Stopp in Merseburg: Der Dom wird einmal umrundet und wir gönnen uns wieder ein Kuchengedeck. In Halle angekommen erwartet uns eine Ferienwohnung des HRV Böllberg / Nelson. Aufteilung der Zimmer nach Zelten. Es ist ungewohnt wieder in geschlossenen Räumen zu sein. Nachdem alles ausgepackt und Jede*r geduscht hat, fahren wir mit der Straßenbahn in die Innenstadt und finden einen schönen Biergartenhof. Lange können wir jedoch nicht verweilen, nach dem Essen schlägt die Müdigkeit zu.

Mittwoch: Kloschwitz. Ein Campingplatz im Nirgendwo.
Nach einem servierten Frühstück in der dem Bootshaus angegliederten Pension liegen heute lediglich 28 Kilometer vor uns. Wir haben uns auf ein geruhsames Herumlungern auf dem Campingplatz am Nachmittag eingestellt.  Aufgrund langer Wartzeiten an den zu passierenden fünf Schleusen, erreichen wir unser Ziel jedoch erst gegen Abend.

Der Bootssteg ist von einer zweiten Rudergruppe (Schulgruppe mit Lehrerin: „Zackzack“) komplett besetzt, eine Unterbringung der Boote an Land nicht möglich, sodass wir nach reiflichem Überlegen und Diskutieren die Boote AUF dem Steg vertäuen. Ein geliehener Grill samt Holzkohle ist eine gute Voraussetzung unseren Hunger zu stillen. Wolfgang hat einen leckeren Kartoffelsalat gezaubert. Heute Abend ist es kühl und die Mützen kommen zum Einsatz.

Donnerstag: Regen! Den ganzen Tag ist Regen angesagt. Der Augenblick des Setzens auf den Rudersitz mit schnell durchdringender Nässe ist jetzt nicht so prickelnd. Wir rudern  mit nassen Popos und teilweise stärkerem Regen gen Calbe. Glücklicherweise hat Wolfgang wieder gezaubert: Er hat zwei Notfalldecken dabei, die die Steuernden warm halten. Die widrigen Umstände können unserer guten Stimmung aber so gar nichts an haben. Auf der Etappe bekommen wir die Nachricht, dass die Schleuse in Bernburg temporär außer Betrieb ist. Ein Weiterkommen ist fraglich…. Nach einer Mittagspause, regengeschützt und zusammengerottet unter einem Vordach, kann Johannes grünes Licht geben: Die Schleuse ist wieder in Betrieb. Der Wind frischt auf und die letzten Kilometer bis nach Calbe sind hart, noch härter. In Calbe erwartet uns beim TSG Kanu Calbe/Saale e.V. ein großes, uns verschlossenes Bootshaus. Trotz höflicher, zurückhaltender aber eindringlichen Aufforderungen seitens unseres Verantwortlichen Leiters wurde uns eine Übernachtung im Bootshaus verwehrt. Das ist schon etwas bitter, feucht und abgekämpft wie wir sind.  Am Abend kurzer Gang ins Städtchen um den Kalorienhaushalt wieder aufzufüllen. 47 Kilometer, drei Schleusen.

Letzter Rudertag, Freitag: Heute werden wir auf die Elbe einlenken. Nach ca. 25 Kilometern auf der Saale biegen wir in die Elbe ein. Das erste Manöver: Kreuzen einer Fähre, meistern die Steuernden mit Bravour. Trotz stetiger Strömung macht uns der heftige Gegenwind zu schaffen. Die Landschaft des Elbufers unterscheidet sich von unseren gewohnten Aussichten. Viel Schilfbewuchs, sandige Uferpassagen und weit weniger Bäume zieren unseren Horizont. 30 Kilometer liegen noch vor uns. Zielkilometer: 224. Die Anstrengung und Herausforderung gegen den Wind anzurudern kompensieren wir durch lautes Singen des spontan umgedichteten Liedes:
Alle die mit uns auf Ruderfahrt gehen,
müssen Frauen mit Muckies sein.
Alex und Katrin und Silvia sind stark,
die haben Muckies, die haben Muckies,
Alex und Katrin und Silvia sind stark,
die haben Muckies, die fahren mit.

Alle die Wind und Wellen nicht fürchten,
müssen Frauen……..

Der letzte Kilometer wird jubelnd und mit Fanfaren angesagt. Angekommen! Zielfoto ist gemacht.

Ein freundlicher Empfang im Ruderclub Alt-Werder in Madeburg. Nach dem Aufladen der Boote auf den Hänger, Einrichten unserer Isomatten im Bootshaus und einer frischen warmen Dusche fahren wir mit der Tram in die Stadt. Die Müdigkeit, die uns nach dem Abendessen wieder einholt, ist so groß, dass wir unsere Ausstiegstation der Tram auf der Rückfahrt verpassen.

Samstag, Rückfahrt. Ein Frühstück auf der Terrasse des Ruderclubs mit frischen Butterhörnchen ist ein guter Anfang. Wir werden auf der Rückfahrt über Bonn fahren, da dort noch drei Boote abzuholen sind. Unsere Fahrer, Wolfgang und Johannes B., vielen Dank, chauffieren uns nach Karlsruhe. Gegen Abend sind wir da, laden ab und versorgen die Boote.

P.S. Meine Vorfreude auf eine Ruderfahrt wurde in jeder Hinsicht erfüllt und übertroffen. Der Urlaub mit teilweise bekannten und unbekannten Personen hat sich als eine tolle Bereicherung erwiesen. Ich bedanke mich bei jeder Mitruderin und jedem Mitruderer für diese schöne gemeinsame Zeit. Alex: „…ich auch. War super. “   Text: Katrin Schumann

Fotos: Katrin Schumann

Fotos: Johannes Eckstein

Fotos: Johannes Ball

Fotos: Erik Becher

Fotos: Alexandra Baltes