Vier kleine Ruderboote fuhr'n hinab zur Loreley, eines das ist abgesoffen, da waren's nur noch drei... Nachdem zum 110. Jubiläum des KRA schon eine kleine Tagesfahrt zum Eicher See statt fand, mit dem Ziel genauso viele Kilometer zu machen, wie der Verein alt ist, musste man zum 111-jährigen was ganz besonderes machen. Problem: Nach 111km gibt's keine interessante Anlegestelle. Und erst in 11 Jahren wieder sowas zu machen, wo der Darmstädter Ruderclub am Weg liegt ... ne. Also dann, wie die Karnevalisten am 11.11. um 11:11 sagen würden, es kütt wie es kütt, machte der KRA eben 11x11 (plus 19) Tage vorher ein: Dat Boot kütt so weit, wie et kütt. Also starteten 5 Boote am 23.6, dem längsten Tag des Jahres, pünktlich zum Sonnenaufgang (naja, also im Rahmen des im KRA üblichen Akademischen Viertels) am Steg des Vereins, mit dem Ziel .. soweit die Skulls tragen. Es gab für jedes Boot eine Liste mit Anlegestellen, wo man die Tour beenden könnte, aber es gab auch eine Reihe von Zielen, welche die Mannschaften sich vorgenommen hatten. Ein Boot war eher realistisch, und hatte sich Mainz vorgenommen, immerhin noch 140 Kilometer. Weitere Boote wollten es wissen, und wollten noch den schönen Rheingau sehen, und erst in Bingen die Skulls aus den Dollen hieven. Die letzten Angeber schließlich waren auf dem Weg zur Loreley. Also, was gibt es über den Tag zu berichten? Es war das perfekte Wetter, anfangs Sonne, dann leichte Wolken, kein störender Wind, eine Menge Wasser im Fluß, und Temperaturen, welche das Rudern angenehm werden ließen. Das erste Ziel war Germersheim, wo laut Plan um 8 Uhr die Durchfahrt erfolgt sein sollte. Das klappte auch meist, ein Boot hatte schon seine erste Pinkelpause hinter sich, und das zweite Boot sein erstes Badeerlebnis. Ein Bergfahrer hatte sie in die Außenkurve gedrängt, und die Mannschaft den Kurs mit einem Bad im Rhein und einem verlorenen Rollsitz bezahlt. Aber das andere Boot war bald zu Stelle, und gemeinsam konnte in Germersheim in Ersatzrollsitz besorgt werden, so dass alle Boote ihren Kurs fortsetzen konnten. Bis hier hin hatte uns der Rhein mit einem Pegel bis an die Oberkante des Normalwassers erfreut, und es ging mit der Strömung in einem guten Tempo voran. Die Boote mit dem Ziel Loreley waren während dessen schon auf dem Weg nach Mannheim. Die Durchfahrt von Mannheim/Ludwigshafen, die bei Ruderern berühmt berüchtigt ist, und der DRV nur mit gedeckten Wanderbooten empfielt, aber sicher nicht in so Booten wie den unseren, konnten wir bei spiegelglattem Wasser genießen. Danach wurde es von Kilometer zu Kilometer langsamer, und man merkte schon, dass man ein paar Stunden auf dem Rollsitz gelassen hatte. An der Halbzeit tauchte dann direkt vor dem strahlenden Höhepunkt der Tour, dem KKW Biblis, ein verlockender Sandstrand auf, und wir konnten es uns nicht nehmen, eine kleine Pause im Schatten der Bäume zu machen. Danach ging es dann wieder los, und mit dem Wissen, dass man über die Hälfte der Strecke hinter sich hatte, ging es weiter an Worms vorbei, und bald auch schon tauchte der Mainzer Dom, nur verdeckt von den Schloten der Heidenberger Zement-AG, am Horizont auf. In Mainz empfing uns der MRV mit seinem neuen Bootshaus, wo man nur dank der Kontakte die Möglichkeit hatte, die Sanitärräume zu nutzen. Ansonsten zeigte sich der Neubau von seiner Betonen Seite. Aber die Führung durch die neue Werkstatt, eigentlich eine Hängergarage, war sehr unterhaltsam. Nun waren laut Plan noch die restlichen paar Kilometer zu bewältigen. Man denke sich, man hat nur noch 60km vor sich, eine Etappe, wo die meisten Wanderfahrer, wenn sie sich am späten Vormittag ins Boot setzen, verkatert vom Erholungsprogramm am Vorabend und mit den fürchterlichen 60km vom Vortag in den Knochen, mit Schrecken dran denken. Eigentlich eine Tagesetappe, die nun zu ausrudern dienen sollte. So konnten wir wenig später den Binger Mäuseturm vor unserem Bug erkennen. Jetzt war es mit der Strömungslosigkeit zu Ende, weit vor dem Zeitplan durchfuhren wir das Binger Loch, um danach den ersten Zwist in der Mannschaft auszutragen: Machen wir nun eine Treibepause oder rudern wir weiter? Während die Jugend für eine Pause und Würdigung der Landschaft war, konnte sich beim Rest nicht so recht eine Entspannung breit machen. So musste der Steuerplan umgeworfen werden, und wir erreichten mehr als 2 Stunden vor Sonnenuntergang das Ziel in St. Goar. Warum nicht weiter? Naja, wir hofften auf das andere Boot, dass aber aus Rollsitzgründen (Man denke sich die Folter, 170km auf einem 1901-Rollsitz verbringen zu müssen) auch in Bingen schon Schluss gemacht hatte. Und der Landdienst hatte ja schon genug zu tun. Und so warteten wir auf unseren Abholdienst, der in Form von Papa Kaiser uns wohlbehalten nach Karlsruhe zurück bringen sollte. Vielen Dank für diesen Service! Was bleibt? Ein Schöner Tag auf dem Rhein, und die Frage, wollen wir uns das wirklich kommendes Jahr nochmal antun? Besser werden wird es wohl eher nicht... Sebastian Frohn
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